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18 Jahre lang habe ich bei Microsoft gearbeitet und war ein glühender Fan. Warum? Microsoft stand damals für die Vision „A PC on every desk and every home“. Diese Mission hat mich begeistert, weil sie für Demokratisierung von Technologie, für Teilhabe und für Freiheit stand. Der PC war offen, erweiterbar, selbstbestimmt – ein Gegenmodell zu den zentralisierten Großrechnern von IBM, die nur wenigen großen Unternehmen vorbehalten waren. Microsoft hat damit Millionen Menschen befähigt, Technologie eigenständig zu nutzen und zu gestalten.

Damals, als dieses Foto mit Steve Ballmer entstand, war er der perfekte Vertriebler: energiegeladen, laut, immer auf der Jagd nach Erfolg. Ich war Teil eines großen Teams, das die Vision „A PC on every desk and every home“ lebte und daran glaubte, Technologie für alle zugänglich und selbstbestimmt nutzbar zu machen.

Steve Ballmer - Werner Illsinger

Werner Illsinger und Steve Ballmer

Doch diese Idee der Freiheit ist weitgehend verloren gegangen. Die heutigen Cloud-Infrastrukturen sind im Kern nichts anderes als die Großrechner der 2020er-Jahre: hochzentralisiert, proprietär, kontrolliert von wenigen Konzernen. Statt Freiheit zu fördern, schaffen sie neue Abhängigkeiten und erschweren den Wechsel.

Cloud-Technologien sind nicht per se das Problem. Gerade Infrastructure-as-a-Service ist unproblematisch: Eine virtuelle Maschine lässt sich relativ leicht migrieren, wenn man den Anbieter wechseln möchte. Ganz anders bei Platform-as-a-Service oder Software-as-a-Service: Dort entstehen hohe Abhängigkeiten, weil Anwendungen, Datenmodelle und Integrationen so tief mit dem Anbieter verknüpft sind, dass ein Wechsel kaum noch möglich ist. Diese Lock-in-Effekte machen uns besonders verwundbar und schaffen faktisch Monopole, aus denen man sich nur mit enormem Aufwand befreien kann.

Früher konnte ich frei speichern, installieren, basteln. Heute muss ich schon fast Kunststücke vollführen, damit meine Datei tatsächlich lokal auf C: landet und nicht automatisch in irgendeiner Cloud verschwindet. Ich will im Kern nur meinen PC zurück — nicht die alte Hardware, sondern die Freiheit, selbst zu entscheiden, was ich mit meinen Daten mache, ohne dass mir jemand über die Schulter schaut.


Die geopolitische Komponente

Früher war die USA the land of the free — ein selbstverständlicher Partner Europas, mit gemeinsamen Werten wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, freier Presse und individueller Freiheit. Heute gerät dieses Vertrauen ins Wanken.

  • Trump und sein Umfeld drohen offen jedem, der nicht auf Linie ist.

  • Ich war kürzlich selbst in den USA und habe erlebt, wie groß die Angst vieler Menschen geworden ist einfach nur ihre Meinung zu sagen.

  • Mittlerweile geht Trump sogar so weit, Elon Musk mit Ausweisung zu drohen, wenn dieser ihm politisch nicht folgt.

Persönlichkeiten wie Peter Thiel, die Trump unterstützen und ganz offen fordern, staatliche Strukturen durch privatwirtschaftliche Macht zu ersetzen, gewinnen Einfluss. Auch große Teile der Tech-Elite haben sich — bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. Bill Gates — still oder offen hinter Trump gestellt. Wer sich kritisch äußert, muss mit politischem oder wirtschaftlichem Druck rechnen.

Besonders drastisch zeigt sich die Gefahr politischer Einflussnahme am Beispiel des Internationalen Strafgerichtshofs. Als Chefankläger Karim Khan gegen US-Interessen ermittelte, wurde er sanktioniert, seine Konten eingefroren und seine digitalen Zugänge zu Office 365 blockiert. Wenn man einem internationalen Gericht den Stecker ziehen kann, kann man das auch mit einer NGO oder einem europäischen Medium tun.

Natürlich sind auch andere geopolitische Player keine bessere Alternative. China ist eine autoritäre Diktatur mit umfassender digitaler Überwachung, Russland ist eine aggressive Diktatur, die in Europa Krieg führt. Besorgniserregend ist jedoch, dass Teile der westlichen Rechten, einschließlich Trump, große Sympathien für Putins autoritäres Modell entwickelt haben. Man muss sich ernsthaft fragen, wie das möglich ist: Russland war jahrzehntelang der strategische Gegner des Westens — und plötzlich entdecken rechte Bewegungen dort Vorbilder. Vermutlich liegt das an ähnlichen autoritären Denkmustern und daran, dass russisches Geld gezielt in rechte Parteien in Europa geflossen ist, um Demokratien zu schwächen.


Ein Weckruf für Europa

Statt dass der Westen geeint für Freiheit und Demokratie einsteht, lassen wir uns zunehmend auseinanderdividieren — von autoritären Kräften, geopolitischen Rivalen und auch von inneren Feinden der offenen Gesellschaft.

In Summe ergibt sich daraus ein Bild, das alles andere als beruhigend ist. Technologische Abhängigkeit, politische Erpressbarkeit, autoritäre Tendenzen — all das bedroht unsere Freiheit, wie wir sie bisher kannten. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Europa digitale Souveränität nicht länger als Schönwetterthema betrachtet, sondern als strategische Notwendigkeit für eine freie, demokratische und selbstbestimmte Gesellschaft.

Ein konkreter Beitrag dazu ist 4future.one: eine unabhängige europäische Zusammenarbeitsplattform, die auf Open Source, europäische Server und eine gemeinwohlorientierte Governance setzt. Sie ermöglicht Zusammenarbeit auf Augenhöhe, ohne Lock-ins, ohne politische Knebelverträge und ohne Angst vor Abschaltungen.

Digitale Souveränität ist kein nostalgischer Traum, sondern die Grundlage einer freien und demokratischen Gesellschaft. Wir müssen diese Freiheit verteidigen — technologisch, politisch und wirtschaftlich.

Ich will weiterhin begeistert sein von Innovation. Aber nicht zum Preis meiner Freiheit.

Was können Sie tun?

👉 Informieren Sie sich über 4future.one — unsere Plattform für eine unabhängige, europäische digitale Infrastruktur. Gemeinsam können wir verhindern, dass autoritäre Systeme und Tech-Monopole unsere Freiheit untergraben.

👉 Unterstützen Sie uns jetzt mit einer Spende. Jeder Euro hilft, digitale Selbstbestimmung und Demokratie zu verteidigen. Lassen wir nicht zu, dass unsere Freiheit an den billigsten Bieter verkauft oder von politischen Extremisten zerstört wird. Heute ist der Moment, Haltung zu zeigen.

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