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Medienfreiheit in Österreich: Wenn Medien leise werden

Wie wirtschaftlicher und politischer Druck die Meinungsfreiheit gefährdet

Einleitung

In Österreich steht Pressefreiheit auf dem Papier – und auf vielen Titelseiten. Aber wie frei sind unsere Medien wirklich?
Wer darf heute noch laut denken – ohne politische oder wirtschaftliche Konsequenzen zu fürchten?

Zensur passiert heute selten durch Verbot oder staatliche Willkür. Viel öfter wirkt sie leise, indirekt – aber wirkungsvoll. Durch Abhängigkeiten, durch Eigentümerinteressen, durch wirtschaftlichen Druck.
Aktuelle und historische Beispiele zeigen, wie fragil die vielbeschworene Unabhängigkeit unserer Medien geworden ist.

Das strukturelle Problem der Medienkorruption

  • Inserate wandern zu Google & Meta
  • Abo-Einnahmen sinken
  • Redaktionen werden verkleinert
  • Wer zahlt, bestimmt mit

Die Folge: Medien werden anfällig für Einflussnahme – durch den Staat (Inseratenpolitik, Förderungen), durch Eigentümer (Konzerne, Banken, Institutionen), durch große Werbekunden.
Aber der Einfluss ist selten offensichtlich.

Zensur braucht heute keinen Befehl. Sie wirkt durch wirtschaftliche Abhängigkeit – und durch Menschen, die ihren Job behalten wollen.

 Wenn Unabhängigkeit zur Illusion wird: Beispiele aus der Praxis

🧩 Barbara Blaha / profil

Barbara Blaha stellte in ihrer Kolumne die Frage: „Wer schützt uns vor den Reichen?“
Kurz darauf wurde die Kolumne eingestellt – ohne Erklärung.

🧩 Helmut Brandstätter / Kurier

Massiver politischer Druck – vor allem aus dem Umfeld von Sebastian Kurz. Der Versuch, den Kurier „auf Linie“ zu bringen, war real.

🧩 Rainer Nowak / Die Presse

2022 veröffentlichten Chat-Leaks eine enge Verbindung zwischen Nowak und der ÖVP. Es ging um Karrierepläne und Loyalitäten. Rücktritt folgte.

🧩 Werner Faymann / SPÖ und Boulevardmedien

Gezielte Inseratenvergabe zur politischen Einflussnahme – besonders im Boulevard. Die Kronen Zeitung war wohlwollend – der Inseratenfluss auffällig konstant.

🧩 FPÖ / ORF, Inserate und parteinahe Medien

Gezielte Einflussversuche auf den ORF, Aufbau parteinaher Plattformen wie Unzensuriert, Hinweise auf Inseratenvergabe aus FPÖ-Ministerien.

Auch hier zeigt sich: Es geht nicht um einzelne Parteien. Sondern um ein System, das politische Macht mit öffentlichem Geld stabilisiert – auf Kosten der Medienfreiheit.

Strukturelle Einflussnahme – oft reicht schon der Gedanke daran

Viele Medienhäuser gehören Konzernen oder Institutionen. Doch Einfluss braucht kein Kommando – es genügt der Verdacht, dass etwas „nicht genehm“ sein könnte.

Wenn dein Job davon abhängt, dass das Medium Geld verdient, dann ist das Hemd näher als der Rock.

Die Inseratenflut – ein österreichisches Phänomen

Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Medieninserate in Europa.

  • Über 2 Milliarden Euro (2004–2022)
  • Intransparente Verteilung
  • Besonders starke Förderung von Boulevardmedien

Das Problem ist nicht, dass der Staat kommuniziert. Das Problem ist: Wer wie viel bekommt, entscheidet oft nicht Relevanz – sondern politische Nähe.

Und die anderen?

Grüne und NEOS schalten ebenfalls Inserate – aber bislang ohne Hinweise auf direkte Einflussnahme. Es ist der Einsatz als Druckmittel, der problematisch wird.

Und was ist mit den „Alternativen“?

  • Addendum: faktenbasiert, wirtschaftsliberale Perspektive, 2020 eingestellt – vielfach als unabhängig empfunden
  • Exxpress: rechtskonservativ, oft in der Kritik wegen einseitiger Berichterstattung
  • Servus TV: konservativ-libertäre Haltung, mit hochwertigen und kontroversen Inhalten

Auch alternative Medien sind nicht automatisch unabhängig. Entscheidend sind redaktionelle Standards und Transparenz.

Neue Wege: Die Dunkelkammer

Die Dunkelkammer von Michael Nikbakhsh ist ein Recherche-Podcast mit klarem Anspruch auf Unabhängigkeit. Finanziert durch Spenden, ohne Inserate, journalistisch hochwertig.

Ein Beispiel, dass Qualitätsjournalismus auch außerhalb großer Medienhäuser möglich ist.

Es geht auch anders: Medien mit Haltung & Unabhängigkeit

  • Der Standard: im Besitz einer Stiftung, unabhängig und meinungsstark
  • Dossier: gemeinnützig, spendenfinanziert, investigativ
  • Moment.at, ZackZack, Radio Orange: progressiv, unabhängig, mit Haltung

Warum wir 4future.news brauchen

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Denn wer nicht laut denken darf, wird irgendwann gar nicht mehr denken.

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